Recyceltes Polyester mag zwar nicht die wie so oft angepriesene Allzweckwaffe für die Lösung unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft sein, jedoch kann die Herstellung von Polyesterkleidung aus gebrauchten Plastik/PET-Flaschen einen Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Reduzierung des Müllaufkommens beitragen.
Die Frage ob recyceltes Polyester tatsächlich nachhaltig ist lässt sich meiner Meinung nach nicht pauschal beantworten. Im Vergleich mit der Herstellung herkömmlichen Polyesters aber spart das Recyclingverfahren Energie- und Wasserverbrauch bei der Herstellung. Vielleicht noch wichtiger: es vermindert den Ressourcenverbrauch.
Als Begriff wurde Nachhaltigkeit erstmals auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro geprägt und mit dem Drei-Säulen-Modell bestehend aus einer ökologischen, ökonomischen und sozialen Komponente belegt, welches seitdem als Maßstab für Staaten und Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung gilt. Ziel ist es also dauerhaft stabile Gesellschaften zu schaffen in welchen ökologische, ökonomische und soziale Ziele nicht gegeneinander ausgespielt, sondern gleichrangig angestrebt werden und sich vielmehr einander bedingen, um so globale Gerechtigkeit und Gerechtigkeit zwischen Generationen zu schaffen.
Polyester ist ein Kunststoff, der aus Erdöl hergestellt wird und der in PET-Flaschen und Textilien vorkommt
Nun zurück zum Thema recycelte Polyester Fasern und wie diese in Sachen Nachhaltigkeit abschneiden. Polyester wird aus synthetischen Kunstfasern im sogenannten Schmelzspinnverfahren hergestellt. Durch Hitzeeinwirkung wird eine Schmelze hergestellt, die durch Spinndüsen gepresst und so in Fasern verwandelt wird. Die Basis des Materials ist Erdöl. Anschließend werden diese Fasern zu Textilien verarbeitet.
Laut Greenpeace haben rund 60% aller Kleidung zumindest einen Anteil an Polyesterfasern. Trend steigend. Polyester hat als Material für Kleidungsstücke viele Vorteile: es ist pflegeleicht, isoliert gut, nimmt kaum Wasser auf und trocknet daher schnell, der Stoff ist reiss- und scheuerfest, UV-undurchlässig und die Farben verblassen nicht wie bei vielen Naturfasern nach einigen Waschgängen. Vor allem bei der Funktionalität des Stoffes können Naturfasern nur bedingt mithalten. Ein weiteres schlagkräftiges Argument: die Herstellung des Stoffes zu günstigen Konditionen.
Recycling ist kein Stoffkreislauf und kann nicht endlos fortgeführt werden
Im Recycling für die Textilindustrie wird zwischen mechanischem und chemischem Recycling unterschieden. Chemisches Recycling ist sehr kostenintensiv und nur ab großen Mengen wirtschaftlich. Es findet daher bis heute kaum Verwendung. Wir konzentrieren uns daher auf das mechanische Recycling. Beim mechanischen Recycling werden alte PET-Flaschen sortiert, gereinigt, von Etiketten und Klebern befreit, anschließend verkleinert und zu Polyester-Chips geschreddert, welche dann den traditionellen Faserherstellungsprozess durchlaufen und zu neuem Garn gesponnen werden. Da das Material durch diesen Prozess an Festigkeit verliert und so also Qualität verloren geht, muss ‚frischer‘ Polyester hinzugefügt werden, damit ein neues Funktionskleidungsstück entstehen kann.
Des Weiteren sollte man unterscheiden ob ein gebrauchtes Kleidungsstück aus Polyerster recycelt wird oder ob der recycelte Stoff aus PET-Flaschen hergestellt wurde, was meistens der Fall ist. So entstehen aus acht PET-Flaschen ca ein Kilo recyceltes Garn. Das Recycling von Textilien in neue Kleidungsstücke steckt heute noch in den Kinderschuhen und steht vor vielen Schwierigkeiten, die es zu lösen gilt. Ähnlich wie in der Verpackungsindustrie bestehen Textilien meistens nicht nur aus einer Faser, sondern beinhalten ein Gemisch, welches die Trennung der Fasern und deren Recycling erheblich erschwert oder gar unmöglich macht.
Recyceltes Polyester spart Ressourcen und schenkt alten Plastikflaschen neues Leben
Die Frage ob recyceltes Polyester tatsächlich nachhaltig ist lässt sich meiner Meinung nach nicht pauschal beantworten. Im Vergleich mit der Herstellung herkömmlichen Polyesters aber spart das Recyclingverfahren Energie- und Wasserverbrauch bei der Herstellung. Vielleicht noch wichtiger: es vermindert den Ressourcenverbrauch. Wie schon kurz erwähnt wird Polyester aus Erdöl gewonnen, welches in seinem Abbau Umweltzerstörung und seiner Verarbeitung Emissionen verursacht. Bei einem Vergleich muss natürlich auch darauf geachtet werden welche Transportwege bei der Herstellung zurückgelegt werden. Wenn die PET-Flaschen aus Asien stammen, in Europa recycelt werden, in Asien zu neuen Kleidern werden, um dann in Europa verkauft zu werden, sieht die Co2 Bilanz höchstwahrscheinlich nicht ganz so gut aus. Dennoch achten gerade viele Firmen, die auf Recycling setzen auch darauf, dass Transportwege so kurz wie möglich gehalten werden und dass bei der Fertigung der Kleidung Sozial- und Arbeitsstandards eingehalten werden. Die Qualität von recyceltem und nicht-recyceltem Polyester unterscheiden sich nicht. Allein der Weißpunkt des recycelten Stoffes aus PET-Flaschen kann sich etwas unterscheiden, da die Flaschen meist grün oder blau gefärbt sind.
Anders als von vielen Menschen angenommen, können Kunststoffe nicht endlos recycelt werden. Es ist daher falsch anzunehmen, dass wir weiter ohne Grenzen konsumieren können, solange nur recycelt wird. Ein weiteres Problem ist, dass selbst in Industriestaaten der EU und den USA nur geringe Prozentteile von Plastik tatsächlich recycelt werden. Das meiste landet auf Müllhalden oder Verbrennungsanlagen.
Kritiker von recyceltem Polyester aus PET-Flaschen sehen den Katalysator Antimontrioxid als problematisch an, da dieser als möglicherweise krebserregend gilt und von der EU sowie der deutschen Forschungsgemeinschaft als prioritärer Schadstoff gelistet wird. Dieser Stoff wird allerdings auch freigesetzt wenn man z.B. Wasser aus einer PET Falsche trinkt. Beim Recycling jedoch sinkt der Antimontroxidgehalt und nach der Weiterverarbeitung bleiben nur sehr kleine Mengen des Stoffs im fertigen Kleidungsstück bestehen.Experten stufen den Gehalt in recycelten Materialien daher als ungefährlich ein. Außerdem kann das Antimontriodxid auch in klassischen Polyester Fasern zu finden sein, außer der Hersteller weist die Faser als Antimon-frei aus.
Um tatsächliche Nachhaltigkeit in der Modeindustrie zu erreichen, müssen Hersteller Geschäftsmodell ändern und Kunden ihr Konsumverhalten ändern. Im Vergleich zu herkömmlichen Polyester ist recyceltes Polyester eine nachhaltigere Alternative.
Recyceltes Polyester trägt folglich zur Ressourcenschonung bei, spart Energie, Wasser und führt dazu, dass Plastik aus den Meeren gefischt wird, es entlastet Müllhalden und schont nicht-erneuerbare Ressourcen, die für die Fabrikation von Polyester anfallen würden, also Erdöl. Recycling an sich und das Recycling von Polyester, bzw. die Herstellung von recyceltem Polyester aus Plastikflaschen kann jedoch nicht das Allheilmittel sein, als welches es oft angepriesen wird. Auch Recycling verbraucht Ressourcen und hat sein Grenzen. Die Kleidungsindustrie sollte dringend daran arbeiten tatsächliche Ressourcenkreisläufe zu schaffen, die Müll vermeiden, Ressourcen effizient und sparsam einsetzen und die Qualität der Fasern aufrecht erhalten. Auch neue Geschäftsmodelle, wie beispielsweise Tauschbörsaen oder Mietservices von Kleidung kann gleichzeitig Wert schaffen und Nachhaltig schaffen. Wir Kunden sollten uns weiterhin über unser Konsum und unser Wegwerfverhalten Gedanken machen und eine nachhaltigere Lebensweise anstreben. Darum gilt:
- Vermeiden ist besser als herstellen/kaufen: In Deutschland liegt eine Milliarde Kleidungsstück ungetragen im Schrank. Wir sollten Kleidung bewusst kaufen und so lange wie möglich tragen.
- Recycling ist kein echter Kreislauf: Recycling geht immer mit Energie- und Ressourcenaufwand und damit auch Emissionsausstoß einher und ist kein wirklicher Stoffkreislauf, da immer Qualität eingebüßt wird und nicht ewig weiter recycelt werden kann
- Sorgloser Plastikkonsum kann durch recyceln nicht gelöst werden: Müll vermeiden ist immer besser als Müll z.B. aus dem Meer zu fischen um anschließend zu recyceln
Bis wir aber eine weitgreifendere Lösung gefunden haben – wie auch immer diese aussehen wird – ist für uns klar, dass recyceltes Polyester, herkömmlichen Polyester vorzuziehen ist.
Quellen: